Kaninchen: artgerechte Fütterung

Das Futter unter natürlichen Lebensbedingungen

In freier Natur fressen Kaninchen Gräser, Kräuter und Blätter von Gemüsepflanzen und nehmen Wasser überwiegend in Form von Tautropfen in ihrer dämmerungsaktiven Zeit auf, in der die Pflanzen sowohl am Morgen als auch am Abend jeweils vom Tau angefeuchtet sind. Nicht zum Nahrungsspektrum von Kaninchen in freier Wildbahn gehören hingegen Körner von Weizen, Roggen, Hafer oder Gerste, da diese Körner nur für eine kurze Periode verfügbar und dann in einer Höhe von ca. 1 Meter für die Kaninchen unerreichbar sind. Nur wenn vom Wind verwehte Körner auf den Boden fallen, könnten Kaninchen überhaupt an dieses sehr stärkereiche, aber zellulosearme Futtermittel herankommen – dann allerdings zu einer Jahreszeit, in der dieses energiereiche Futter gar keinen Sinn machen würde, da erst kurz vor dem Winter eine entsprechende Energiereserve erforderlich ist. Ansonsten fressen Kaninchen in freier Natur keine Körner.


Die artgerechte Fütterung ohne tierische Nebenerzeugnisse…

Haben Sie schon einmal die Inhaltsprodukte der «Snacks» für Kaninchen bzw. Meerschweinchen gelesen? Zucker, Mehl, Maiskleie, Hartbiskuit, Zuckerrohrmelasse, Bäckereinebenerzeugnisse, aufgepoppte Getreidesorten, Saaten, gehackte Nüsse, Honig, pflanzliche Nebenerzeugnisse, tierisches Eiweiss, tierische Nebenerzeugnisse, frische Eier, Milch- und Molkereierzeugnisse, Joghurtpulver… Alles Nahrungsbestandteile, die unseren Nagern in freier Wildbahn nicht zur Verfügung stehen und ihnen gesundheitlichen Schaden zufügen.

Auch Weizen- und Haferkörner sind keine artgerechte Nahrung für unsere Nager. Leider sind Getreideprodukte auf den Weltmärkten billige Futtermittel, die ansehnlich bearbeitet und attraktiv verpackt als Futter von der Futtermittelindustrie angeboten werden.


Die Folgen der Getreidefütterung

Kaninchen und Meerschweinchen haben ein ausgeklügeltes Verdauungssystem, und ihr Magen-Darm-Trakt ist auf rohfaserreiches Futter angewiesen (Heu, Gemüse, Früchte, Gräser usw.). Die Fütterung von Getreide (Körner) hat schädliche gesundheitliche Folgen, die aber nicht sofort zu erkennen sind. Das Kaninchen ist in der Lage, die viel zu energiereiche Stärkefütterung zunächst – äusserlich betrachtet – «unbeschadet» zu überstehen. Die Folgen werden jedoch mit der Zeit offensichtlich und reichen von chronischen Durchfällen, Fliegenbefall in der Sommerzeit, Trommelsucht als Folge von Fehlgärungen bis hin zu massiven Zahnproblemen.


Fazit

Dass der zoologische Fachhandel seit Jahrzehnten das Körnerfutter für Kaninchen und Meerschweinchen mit grossem Erfolg verkauft, liegt daran, dass die Tiere das Körnerfutter gerne fressen, der Preis durch billige Rohstoffe sehr günstig ist und Folgeerscheinungen nicht unmittelbar auf das Futter zurückgeführt werden können. Erst in den letzten Jahren haben engagierte Tierärzte und Tierärztinnen und Tierernährungsspezialist*innen auf diese Missstände hingewiesen. Seit einiger Zeit werben deshalb innovative Futtermittelfirmen mit getreidefreiem Futter und vertreiben Futtermittel, die auf den Bedarf dieser Tierarten ausgerichtet sind. In Kombination mit einer fachlich kompetenten Fütterungsberatung ist es deshalb ratsam, die Ernährung der Tiere umzustellen.