Hunde: artgerechte Haltung

Was erwartet ein Hund von mir?

Wer sich einen Hund anschafft, darf nicht glauben, dass er sich eine Art Puppe zulegt, die vorne frisst und hinten wedelt und ansonsten recht pflegeleicht und anspruchslos ist. Es wird Verantwortung für ein Lebewesen übernommen, das ganz und gar vom Menschen abhängig ist. Ein Hund wird Ihr Leben verändern, und nichts wird so sein, wie es war. Deshalb sollten sich Hundeliebhaber*innen vor der Anschaffung folgende Fragen stellen:

  • Gestattet es die Hausverwaltung, einen Hund zu halten?
  • Sind Sie bereit, sich für die nächsten 10–15 Jahre an ein Tier zu binden?
  • Sind alle Familienmitglieder einverstanden?
  • Sind Sie bereit, sich über eine artgerechte Hundehaltung zu informieren?
  • Bringen Sie das Geld für Futter, Steuern, Hundetrainer*in und Besuche in der Tierarztpraxis auf?
  • Bringen Sie die nötige Geduld und Zeit für einen Hund auf?
  • Sind Sie bereit, sich jeden Tag aktiv mit Ihrem Hund zu beschäftigen?
  • Haben Sie eine Patin oder einen Paten für Ihren Hund?

Wer nur eine Frage mit «nein» beantworten muss, sollte im Interesse des Hundes besser auf eine Anschaffung verzichten. Hundehaltung bedeutet immer auch einen grossen Zeitaufwand – egal, wie alt der Hund ist. Aus unserer täglichen Tierheimerfahrung wissen wir, dass gerade dieser Punkt sehr oft unterschätzt wird und dadurch grosse Probleme mit dem vierbeinigen Freund entstehen. Grundsätzlich kann ein erwachsener Hund höchstens fünf Stunden pro Tag allein gelassen werden. Achtung: Welpen oder Tiere, die gerade erst ins Haus gekommen sind, müssen in kleinen Schritten (zuerst nur wenige Minuten, dann langsam Zeitdauer verlängern) ans Alleinbleiben gewöhnt werden. Eine Berufstätigkeit, die mehr als 50% (rund fünf Stunden) umfasst, schliesst eine verantwortungsbewusste Hundehaltung aus, wenn sich kein anderes erwachsenes Familienmitglied in dieser Zeit um den Hund kümmern kann. Gerade weil Sie tierlieb sind, sollten Sie in diesem Fall auf die Anschaffung eines Hundes verzichten. Hunde sind sehr soziale Wesen und sind auf viel Kontakt zu ihren Menschen angewiesen, ansonsten wird der beste Freund des Menschen verkümmern und Verhaltensstörungen entwickeln. Aus diesem Grund vermitteln wir auch keine Hunde zur Haltung in Zwingern.


Die liebe «Zeit»...

Natürlich braucht jeder Hund ausreichend Bewegung an der frischen Luft. Dies bedeutet dem Wesen des Hundes angepasste, abwechslungsreiche und spannende Spaziergänge bei jedem Wetter, und das in der Regel dreimal am Tag. Da die Welpen im Wachstum sind, kann der Knochen- und Gelenkaufbau leicht gestört werden. Deshalb ist für Hunde unter sechs Monaten ein Spaziergang von etwa zwanzig Minuten (Welpen unter zwölf Wochen höchstens zehn Minuten) zu unternehmen, dies aber mehrmals täglich. Zudem sind die Spaziergänge für Welpen eine psychische Herausforderung, und sie können durch die vielen neuen Eindrücke leicht überfordert werden. Ausgewachsene Hunde benötigen einen täglichen Spazieraufwand von zwei bis vier Stunden, der viel geistige Beschäftigung (Such-, Spass- und Gehorsamsübungen) beinhaltet.


Der Pate oder die Patin für den Vierbeiner...

Eine weitere Frage, die es vor der Anschaffung eines Hundes zu bedenken gilt: Wer kümmert sich um das Tier, wenn Sie einmal erkranken sollten, vielleicht gar für längere Zeit ins Krankenhaus müssen? Da empfiehlt es sich, rechtzeitig einen Paten oder eine Patin für den Hund zu suchen, der oder die bereit ist, im Notfall einzuspringen. Diese Person muss dem Hund vertraut sein. Erkundigen Sie sich rechtzeitig im Freundeskreis, wer als Pate oder Patin in Frage käme und wer Lust hat, vorübergehend die Verantwortung für ein vierbeiniges Patenkind zu übernehmen.


Ein Hund kostet viel Geld...

Ein weiterer Punkt sind die Kosten. Hundehaltung kostet viel Geld. Neben der Grundausstattung (Halsband, Leine, Futter- und Wassernapf, Kamm und Bürste) und den laufenden Futterkosten kommen die jährlich wiederkehrenden finanziellen Aufwände für Impfungen, Hundesteuer, Versicherung und Hundeschule auf Sie zu. Zudem muss man jederzeit mit hohen Tierarztkosten rechnen.


Der Hund braucht einen klaren Rahmen!

Die nächste wichtige Frage vor der Anschaffung eines Hundes lautet: Sind Sie in der Lage, sich konsequent zu verhalten – und zwar unabhängig vom Wetter, von Ihrer Laune oder vom Fernsehprogramm? Können Sie einmal aufgestellte Regeln aufrechterhalten? Können Sie treuen Hundeaugen, die Sie «um Kuchen bettelnd» oder «mit ins Bett wollend» ansehen, widerstehen? Sind Sie bereit, für den neuen Hausgenossen eine freundliche, gerechte, liebevolle, gleichzeitig aber auch konsequente Bezugsperson zu sein? Damit sich ein Hund wohl und sicher fühlt, braucht er einen verlässlichen Rahmen, an dem er sich orientieren kann. Dieser kann und soll fair, wie auch liebevoll, vermittelt werden.


Selbstverständlich stehen wir Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Falls Sie noch weitere Fragen haben, zögern Sie nicht, uns telefonisch oder per E-Mail hundewesen@tierrettungsdienst.ch zu kontaktieren. Wir helfen Ihnen gerne – sei es, um unter den Schützlingen aus unserem Tierheim den passenden Wegbegleiter für Sie zu finden, oder in Form einer kostenlosen, unverbindlichen Beratung.